Voss, Hermann (1884-1969)

Name
Voss, Hermann
Lebensdaten
1884-1969
dazugehöriger Bestand
Geburtsjahr
1884
Todesjahr
1969
Biografische Angaben
Hermann Voss wurde am 30. Juli 1884 in Lüneburg geboren. Er studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Heidelberg und Berlin und wurde 1907 bei Henry Thode über den altdeutschen Renaissance-Maler Wolf Huber promoviert. Ab 1908 volontierte er bei Wilhelm von Bode und Max Jakob Friedländer an den Königlich Preußischen Kunstsammlungen. Von 1911 bis 1912 arbeitete er als Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz. Zwischen 1912 und 1921 war er Leiter der Graphischen Sammlung des Museums für bildende Künste in Leipzig und von 1922 bis 1935 Kustos und stellvertretender Direktor des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin. Von 1935 bis 1945 leitete er die Städtische Kunstsammlung am Nassauischen Landesmuseum in Wiesbaden (nach 1945: Museum Wiesbaden). Voss baute dort eine Sammlung mit Gemälden des 19. Jahrhunderts auf und machte sich einen Namen als Experte der Donauschule. Durch die Vernachlässigung der Moderne und den Verkauf vieler Werke der sogenannten "Entarteten Kunst" ins Ausland baute er die Sammlung im Sinne der nationalsozialistischen Kunstdoktrin um. Im März 1937 zeigte er die Wanderausstellung "Entartete Kunst". Im März 1943 ernannte Joseph Goebbels im Auftrag Hitlers Voss - auch auf Vorschlag des mittlerweile verstorbenen Hans Posse - zu dessen Nachfolger als Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden und des Sonderauftrages Linz, der das Führermuseum in Linz aufbauen sollte. Seine Wiesbadener Funktion behielt er bei. Zusammen mit seinem Kunstreferenten Gottfried Reimer kaufte er mit erheblichen Geldmitteln Kunstwerke in Deutschland und im von den deutschen Truppen besetzten Ausland auf. Voss, der seinen Dienstsitz in Dresden hatte, wurde nach Kriegsende von der sowjetischen Besatzungsmacht auf seinem Direktorenposten belassen. Im Juli 1945 flüchtete er an das Museum nach Wiesbaden in die Amerikanische Besatzungszone zurück, wo er sofort verhaftet wurde. Vom 15. August bis 15. September 1945 wurde er in Altaussee von Offizieren der Art Looting Investigation Unit (ALIU) verhört, denen seine Rolle als Leiter des Sonderstabes Linz und seine Verwicklung in die Verwertung von geraubter Kunst aus jüdischem und anderem Besitz bekannt war. Er wurde bald freigelassen und "entnazifiziert". Ein erneutes Verfahren gegen ihn wurde am 24. März 1949 eingestellt. Voss, der als anerkannter Experte für die Malerei des Seicento und Settecento galt, konnte seine Karriere fortsetzen. Er verstarb am 28. April 1969 in München.
Beruf / Funktion
Kunsthistoriker
Andere Namen
Hermann
Voss
Quelle für Namensansetzung
Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek