Grote, Ludwig (1893-1974)

Name
Grote, Ludwig
Lebensdaten
1893-1974
dazugehöriger Bestand
Geburtsjahr
1893
Todesjahr
1974
Biografische Angaben
Hans Wilhelm Karl Ludwig Grote wurde am 08. August 1893 in Halle an der Saale als Sohn des Maurers Otto Grote und seiner Frau Margarethe Grote geboren. 1908 wurde der Wandervogel-Verein Halle an der Saale gegründet. Im gleichen Jahr trat Ludwig Grote der Bewegung bei. Dort hatte er Kontakt zu Hans Breuer, Gründer und Herausgeber des "Zupfgeigenhansl". 1912 begann er ein Studium der Archäologie in Jena und der Architektur an der Technischen Universität Braunschweig. Beide Studien musste er jedoch durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg unterbrechen. Er meldete sich freiwillig zur Fernsprechabteilung und wurde in Flandern und Frankreich stationiert. Nachdem er den Krieg als Leutnant der Reserve beendet hatte, wechselte er nach bestandener Vorprüfung in Braunschweig im Jahre 1919 an die Universität Halle-Wittenberg, wo er zum Wintersemester 1919 das Studium der Kunstgeschichte aufnahm. 1920 setzte er sein Studium in München fort und promovierte zwei Jahre später bei Paul Frankl mit einer Arbeit über das druckgraphische Werk von Georg Lemberger. Von November 1922 bis März 1924 war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Joachim-Ernst-Stiftung tätig. Anschließend wurde er zunächst im anhaltischen Staatsdienst verbeamtet und folgte im August desselben Jahres Fritz Ostermayer als Anhaltischer Landeskonservator nach. Dieses Amt hatte er bis Mai 1933 inne und war somit zuständig für allgemeine Kunst- und Denkmalpflege, die Wiederherstellung der jahrzehntelang vernachlässigten ehemaligen herzoglichen Schlösser und Gärten sowie für den Kunstverein mit seinen wechselnden Ausstellungen. Ab 1925 war er als persönlicher Berater des Oberbürgermeisters Fritz Hesse behilflich bei der Überführung des dort politisch höchst umstrittenen Bauhauses Weimar nach Dessau. Er führte damals die Verhandlungen mit Walter Gropius und dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe, welcher der letzte Leiter des Bauhauses werden sollte. Ab 1927 wurde ihm die Stelle des Direktors der von ihm gegründeten Anhaltschen Gemäldegalerie in Dessau als Nebenamt übertragen. Dort veranstaltete er zahlreiche Sonderausstellungen, vor allem zur Gegenwartskunst und den Gebrüdern Olivier. Am 04. August 1927 heiratete Ludwig Grote Gertrud Maud Schmitt, mit der er zwei Söhne hatte. 1933 wurde Grote von den Nationalsozialisten und deren Presse wegen seiner engen Verbindungen zum Dessauer Bauhaus sowie seiner Ankaufspolitik für die Gemäldegalerie als "Kulturbolschewist" bezeichnet und zwangsweise aus seinem Amt als Landeskonservator und Direktor der Galerie in den Ruhestand versetzt. Er zog nach Berlin um und war dort als Privatgelehrter und freiberuflicher Berater für zwei Restaurierungsfirmen für das Kunststeinbindemittel Deckosit tätig. Er hielt zahlreiche Vorträge und brachte viele Veröffentlichungen in dieser Zeit heraus. In Berlin gehörte Ludwig Grote dem Kreis um Carl Georg Heise, Theodor Heuss und Leopold Reidemeister an. Im Januar 1940 zog er nach München um und war ab 1. Februar Mitarbeiter bei Friedrich Heinrich Zinckgraf im Kunsthandel. Im Oktober 1941 wurde Ludwig Grote für den aktiven Wehrdienst vereidigt, war allerdings zunächst noch im Inland eingesetzt und wurde erst ab ca. 1943 in Russland stationiert. Im Mai 1944 erfolgte die Entlassung. Ab 1949 organisierte Ludwig Grote eine Reihe von damals aufsehenerregenden Ausstellungen im Haus der Kunst in München zu den Künstlern des Blauen Reiters, zum Bauhaus, zu Oskar Kokoschka, Max Beckmann und Henri Toulouse-Lautrec. 1951 erhielt er den Ruf als "Erster Direktor" an das Germanische Nationalmuseum Nürnberg und war dort ab August 1958 Generaldirektor. Den Wiederaufbau des Museums verwirklichte er zusammen mit dem Architekten Sep Ruf im Geiste des internationalen Stils des Bauhauses. Nachdem er 1962 in den Ruhestand gegangen war, leitete er unter anderem das von der Thyssen-Stiftung geförderte Forschungsunternehmen "Arbeitskreis Kunstgeschichte. Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts". Ludwig Grote verstarb am 03. März 1974 in Gauting bei München. Er wurde für seine Verdienste mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg (1957), dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD (1959) und dem Bayerischen Verdienstorden (1959) ausgezeichnet. Außerdem erhielt er die Theodor-Heuss-Medaille des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (1960) und war Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Nürnberg.
Beruf / Funktion
Kunsthistoriker
Beziehung zu Körperschaften
Art der Beziehung
Direktor des Germanischen Nationalmuseums (1958-1962)
Andere Namen
Grote, Karl Wilhelm Ludwig
Grote, Hans Karl Wilhelm
Ludwig
Grote
Quelle für Namensansetzung
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1970, S. 907